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23-11-2024

Gerhard Kuchta hat ein Foto gepostet:

23-11-2024

P1015453 (2)

Gerhard Kuchta hat ein Foto gepostet:

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P1015451 (2)

Gerhard Kuchta hat ein Foto gepostet:

P1015451 (2)

 

Beitrag vom 15.5.2010

Frau Sopherl und die Bösen

... oder: Warum das Hirnkastl keine Kuchlkredenz ist.

 

Es ist der Frau Sopherl schon klar: Schuld sind einmal grundsätzlich immer die anderen! Und wenn nicht die da, dann die da drüben!

Gerade wenn man in einem Gemeindebau lebt, dicht an dicht gepfercht, oft zu Tausenden, ist es nicht gerade leicht, ein gedeihliches Miteinander zu finden. Schon der alte Friedrich Schiller, vermutet die Frau Sopherl, dürfte ein Wiener Wohnen-Kunde gewesen sein. Denn der schrieb bekanntlich: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt.“

„Böse“, das Stichwort!

Der eine will gerade seinen Geburtstag ausgelassen feiern, die andere liegt mit Migräne im Bett. Die eine kocht ihren geliebten Kohl, den anderen stinkts durchs ganze Haus. Und so ließe sich die Liste beliebig fortsetzen.

Schon auf einer einzigen Stiege eröffnet sich einem Gottes größter Tiergarten und die Vielschichtigkeit des menschlichen Daseins.

Ist das etwas Neues?

Nein, eigentlich nicht.

Wenn sich die Frau Sopherl trotz ihrer fortschreitenden Demenz richtig erinnert, war das eigentlich schon immer so.

Trotzdem hat sich einiges verändert.

Nein, nicht dass sich die vielfach anzutreffende Feigheit gegeben hätte, zu dem Verursacher zu gehen, und ihn einfach auf das Dilemma zwischen unterschiedlichen Bedürfnissen aufmerksam zu machen. Denn vielfach ließe sich einiges gütlich regeln, wenn beide Seiten vom Problem des anderen wüssten.

Auch die Scheu davor ist gleich geblieben, gegen den konkreten Verursacher offene Beschwerde zu führen. Denn da könnte ja herauskommen, wer sich da aufgeregt hat. Und es könnte zu Unannehmlichkeiten kommen.

Nicht ganz unbegründet, so eine Befürchtung, findet die Frau Sopherl. Nur allzu oft wird auch heute noch das eigentliche Opfer zum Täter gemacht.

Was hat sich dann verändert?

Dass da manche Problemverursacher ein Kopftuch tragen, aus anderen Weltgegenden kommen, eine andere Hautfarbe haben und vor allem eine andere Sprache sprechen. „Die versteht man ja nicht einmal!“ Das hat schon immer verunsichert und eine Trennlinie gezogen.

Noch dazu bringen die andere Gewohnheiten mit, eine andere Erziehung und Kultur, und so weiter. Dass es da im Miteinander noch wesentlich häufiger kracht, selbst in den Bereichen, wo weder ein Gesetz noch eine Hausordnung einen Rahmen vorgibt, ist vollkommen logisch, findet die Frau Sopherl.

Ein Mehr an Problemen, aber eine „Erleichterung“ andererseits: Endlich muss man sich als Betroffener nicht mehr mit einem Einzelnen auseinandersetzen, sondern kann gleich eine ganze Gruppe zum „Bösen“ abstempeln. Trifft man alle, trifft man den einen, der einem gerade konkret gegen den Strich geht, auch. So einfach geht das!

Hey, großartig!

Oder doch nicht?

Der Frau Sopherl runzelt es wieder einmal einiges. Nein, nicht nur des Alters wegen.

Um nicht als einzelner Rädelsführer hervorzustechen, muss man sich ja zwangsläufig auch unter den „Hiesigen“ verbünden.

Auch mit dem da, der seinen Hund derart schlägt, dass das Gewinsel noch drei Stiegen weiter zu hören ist? Auch mit dem da, der seiner verheirateten Nachbarin im Keller nachstellt? Auch mit dem da, der im Alleingang den Umsatz von Ottakringer über die Erwartungen hebt?

Wäre die Frau Sopherl bei so einer Frontbildung nicht auch wie die, in einem Topf quasi? Die „Gegner“ sind es ja auch! Warum herüben unterscheiden, aber drüben nicht?

Der Frau Sopherl gruselt es bei dem Gedanken, in einem Topf mit manchen hiesigen Nachbarn zu köcheln. Nein, dieses Gulasch würde sie nicht essen wollen!

Also lieber würde sie manchen pauschal verteufelten Ausländer in ihrer Umgebung, der - auch so wie sie - mit manchem Mitbewohner keine Freude hat, als Verbündeten und Mitstreiter gewinnen. Als Mitstreiter gegen ALLE, die Kopfweh verursachen, hiesige wie „zugereiste“.

Was, wenn man auch diese Mitstreiter mit-entsorgt, und nur das „hiesige“ Gulasch bliebe übrig? Noch dazu, wenn sich dann bei zahlreichen Mitgekochten die momentan „nach außen“ gerichtete Aggression wegen des abhanden gekommenen Feindbildes wieder auf die hiesigen Mitbewohner konzentriert. Und in Zeiten wie diesen würde diese Aggression wohl nicht gerade kleiner werden. Na das wären schöne Aussichten!

Nach der ganzen Runzelei bleibt die Frau Sopherl dabei: Probleme gehören gelöst, egal woher sie stammen. Und zwar so konkret, wie möglich. Mit dem konkreten Verursacher – egal, woher er stammt, welche Hautfarbe oder welche Ursprungs-Nationalität er hat. Das war früher so, das ist heute so.

Die Probleme werden in der nächsten Zeit nicht weniger werden, wohl auch nicht im Gemeindebau-Zusammenleben.

Wenn wir unser Hirn in Kuchlkastl-Schubladen denken lassen, bloß weil wir so auf die Schnelle unsere eigene, höchstpersönliche Zivilcourage nicht unter Beweis stellen müssen, haben wir nicht ein Problem weniger, sondern eines mehr.

 

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