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Im weiteren Verlauf sind aber alle Beiträge, Fotos und Clips nach Themengebieten sortiert. 

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Gerhard Kuchta hat ein Foto gepostet:

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Gerhard Kuchta hat ein Foto gepostet:

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Beitrag vom 15.5.2010

Frau Sopherl und der Über-Schall

... oder: Warum man neben Orgelpfeifen nicht ohne Oropax ballestern sollte.

 

Die Frau Sopherl hat ein feines Gehör. Sie erlauscht so einiges. Vor allem, wenn die Leut keppeln – bevorzugt über andere Leut.

Besonders wenn alte Leut über die böse Jugend herziehen, kommen ihr vage Erinnerungen ins Gedächtnis. Wie das früher so war, nämlich. Nämlich auch nicht anders. Gerade wenn es um all das ging, was Lärm machte und die lieben Alten in ihrer Früh-, Mittags-, Nachmittags-, Abend-, Nacht-, Wochenend- oder gar Feiertags-Ruhe gestört hat.

Das hat sich nicht geändert. Außer dass die früher Jungen jetzt alt geworden sind und anscheinend ganz vergessen haben, dass sie früher jung und bös waren.

Meine Güte, wie waren die Kickereien auf dem eingezäunten Betonplatz da unten vor dem Fenster interessant! Gern hätt das Fräulein Sopherl auch mit den übrigen Rabauken auf den Ball eingedroschen. Aber der Damenfußball war ja damals noch gar nicht erfunden. Sie hätte sich höchstens hämisches Gelächter eingefangen, wenn sie mit solchen abstrusen Wünschen gekommen wäre. Daher war bewunderndes Zuschauen das Höchste der Gefühle, wenn da sogar Nachwuchskicker bei den Veilchen, Helford oder Ostbahn XI ihre Dribbel-Künste gezeigt haben.

Ab und zu haben diese Ballesterer sogar was getroffen: Eine Fensterscheibe nämlich, die eines dann lauthals schimpfenden Ruhe-Gestörten, wenn die Wuchtel durch eines der vielen Löcher im Maschendrahtzaun geflitzt ist und sich fatalerweise in der Effet-ballistischen Flugbahn just dieses dann Bruchglas befunden hatte.

Aber damit ist jetzt Schluss! Da gibt es keine Maschendrähte mehr, die beim imaginären Kreuzeck wundgeschossen oder zum Ball-Holen recht praktisch in die Höhe gebogen werden können. Da stehen jetzt massive, rostfreie Metallstreben, wie die Orgelpfeifen, als Umzäunung des Betonfeldes.

Und als Höhepunkt der Gefühle haben sie sogar zwei Tore aufgebaut. Auch aus diesem Metall. Gemeindebau-bewohnendes Fußballer-Herz, was willst du mehr?

Na ja, beim näheren Betrachten, denkt sich die Frau Sopher, eigentlich schon mehr.

Denn das einzige, was heute blöderweise fehlt, sind die Nachwuchskicker, die von den Veigerln etc.! Die Burschen hängen nämlich lieber bei ihrer Playstation 27 oder so. Oder vor dem Fernseher, dem 290 Zoll-Flachdings. Bestenfalls bei einer „wiiiii“ und tun so, als ob sie Sport betreiben würden.

Und die Mädels? Na, die haben jetzt ihre Gleichberechtigung im Fußballsport errungen und bewegen sich so, wie ihre männlichen Kollegen, nämlich nicht.

Aber was komisch ist: Das Gejammer der Alten über den Lärm vom Fußballplatz hat sich unverändert gehalten.

Dabei kann die Frau Sopherl bestenfalls ein paar handverlesene Bewegungshungrige ausmachen, wenn sie an dem Gemeinde-eigenen Ballsport-Verschlag vorbei hatscht. Keine Spur von den früheren Horden, die sich um eine Mitspielmöglichkeit fast geprügelt haben.

Und trotzdem ein solches Theater über zuviel an Lärm? Wieso denn das? Nur beibehaltenes Jammern aus purer Tradition?

Die Frau Sopherl hat da so einen Verdacht ...

Klammheimlich borgt sie sich den schon ziemlich mitgenommenen „Euro 2008“ ihres Lieblingsneffen und marschiert mit überaus gemischten Gefühlen in den Hof. Einerseits fühlt sie sich wie bei der Erfüllung eines Lebenstraumes. Und andererseits kommt sie sich in ihren fortgeschrittenen Jahren bei der nun bevorstehenden Action ziemlich deppert vor. Hoffentlich sieht sie keiner! Was aber bekanntlich in einem Gemeindebau nicht einmal als Wunsch an das Christkind durchgeht.

Wie der Schiedsrichter eines Finales marschiert sie also mit dem Ball unter dem Arm in den Metallkäfig, den glücklicherweise eh fast immer leeren, und legt das Leder etwa dort auf, wo sich der Elfmeterpunkt befinden könnte. Dann nimmt sie etwas Anlauf, mit gerafftem Rock und auf ihren doch hochhackigeren Pumps gar nicht leicht, und pfeffert den Ball in Richtung Tor. Mit dem Spitz natürlich, so wie es sich für eine richtige Dame gehört.

Die Frau Sopherl glaubt Nanosekunden später, ihr drückts die Lausch-Spoiler an die Dauerwelle!

Sie hat nämlich, gekonnt ist gekonnt, die Torstange getroffen. Die, die ebenso aus Metall ist, wie das Pseudo-Netz und das ganze restliche Kicker-Behältnis. Und das nun hörbare „KLOOOOONNNNNNGGGGG“, zurückgeworfen von den umstehenden Gemeindebau-Mauern, ist definitiv sogar noch einen Hof weiter zu hören.

Mal ehrlich: Würde man allen Ernstes inmitten eines Gemeindebaus an die Pfeifen einer Kirchenorgel Fußballspielen lassen? Anscheinend würde man!

Gut und schön, die andauernden Reparaturen des fußballerisch malträtierten und dahinrostenden Maschenzaunes sind Geschichte. Auch die früher hölzernen Fußballtore, die es auf manchen - schon damals bevorzugten - Plätzen gegeben hat, und die irgendwann, morsch geworden, einem daran hutschenden Tormann niederbrechend beinah auf die Birne geflogen wären, gibt es auch nicht mehr. All das wurde hinsichtlich Kosten, Dauerhaftigkeit und Sicherheit „optimiert“.

Aber da die Optimierer anscheinend weder in ihrer Jugend gekickt noch als Alter ihr Nachmittagsschlaferl neben einem Fußballplatz in einem Gemeindebau gehalten haben dürften, ist von der früheren Fußball-Euphorie heute nur noch eines geblieben: Das Gezänk zwischen Alt und Jung.

Na Bravo!

 

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