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Bitte um Nachsicht: Hier kann aus dem Mix meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Mietervertreter und gleichzeitig sonstigen Interessen, Reisen etc. eine oft ziemlich wilde Mischung entstehen.

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Gerhard Kuchta hat ein Foto gepostet:

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Gerhard Kuchta hat ein Foto gepostet:

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Beitrag vom 14.6.2010

Die Frau Sopherl, Brötchen und Spiele

... oder: Der alte Nero und ein ganz bestimmter Zaubertrick

 

Endlich ist es wieder so weit! Die Frau Sopherl hat schon sehnsüchtig drauf gewartet: Endlich kann sie wieder urlauben! In einem Gemeindebau. Ja, wo denn sonst?

Weil sich doch heuer für die Sommer-Äktschn nicht nur die Gebietsbe..., nein, tschuldigen, die Wohnpartner ihre Fusserln ausreissen, sondern die Volkshochschulen gleich dazu.

Was gibt es da alles?

Salsa-Tanzen, Jonglieren, Nordic Walken, Theaterspielen, eine Schachschule und Zirkuswerkstatt - und vieles mehr! Gratis! Na bravo! Die Frau Sopherl kommt aus der Verzückung gar nicht mehr heraus.

Wobei ... wenn sie so richtig überlegt ... und sich erinnert ... an die diversen „Urlaube im Gemeindebau“: Das einzige, was die Wohnpa..., nein die Gebietsbetreuung damals begeistert haben kann, war die Kohle, die Wiener Wohnen oder der Herr Doktor Ludwig für dieses Vorhaben – wie jedes Jahr - in die Hand genommen hat. Sicher nicht der Publikumszuspruch.

Komisch! Leuten, die grad ihren Job verloren haben oder um diesen zittern, ist so gar nicht nach Salsa-Tanzen. Mieter, die kürzlich ihre Jahresabrechnung von Wiener Wohnen erhalten haben und vielleicht kräftig nachzahlen oder ihr Geld in einem juristischen Spießrutenlauf wieder zurückholen dürfen, haben vom Jonglieren die Nase ziemlich voll – von dem mit Rechnungen und Beträgen nämlich.

So betrachtet vergeht der Frau Sopherl irgendwie das spontane Urlaubs-Feeling.

Wie war das im alten Rom? „Panem et Circenses“. Für die Hiesigen und Dasigen übersetzt: Brot und Spiele, mit denen die Bürger ruhig gestellt werden sollten.

Keine Ahnung, echt keine, warum der Frau Sopherl gerade jetzt die paar Hundert Mieterbeiräte samt Anhang einfallen, die mindestens einmal im Jahr vom Herrn Vizebürgermeister und Stadtrat Dr. Ludwig im Wiener Rathaus mittels Riesen-Buffet und Weltstars wie der Jazz-Gitti an den Rand der Übersättigung gebracht werden.

Also dem singenden und dichtenden Nero ist diese Taktik letztendlich nicht so gut bekommen. Gut, die Frau Sopherl muss dem dekadenten Brandstifter zugestehen, dass er seine Hauptstadt damals ziemlich radikal umgestaltet hat und so in die Geschichte eingegangen ist. Aber als Vorbild für Wiener Stadterneuerung will sie das ja wohl doch nicht durchgehen lassen.

Die Frau Sopherl hat ja keine Ahnung, ob der Herr Doktor Ludwig singt. Sie vermutet eher, dass Politikern und höheren Beamten nahe gelegt wurde, keinesfalls zu singen.

Aber dichten tut er, der Herr Vizebürgermeister, Das weiß sie, die Frau Sopherl. Er lässt gerne von sich lesen. Gutes nur, natürlich.

Und da ein Bild mehr sagt, als 1000 Worte – die in den Medien noch dazu kosten, pro Wort, in bezahlten Anzeigen – lässt sich der Herr Vizebürgermeister auch gerne ablichten. Damit das Volk aus allen Blättchen, ob bunt oder schwarz-weiß, gleich auf den ersten Blick entnehmen kann, wem es diesen Überfluss an Wohltaten verdankt. Schade, dass man nicht sämtliche österreichische Ereignisse mit Wohlfühlcharakter gleichzeitig und an einem Ort – am besten auf dem Rathausplatz – stattfinden lassen kann. Das wäre eine Mords-Rationalisierung für die Pressefotografen, findet die Frau Sopherl, und für den Herrn Stadtrat noch dazu.

Aber dennoch! Die mieselsüchtige Frau Sopherl zweifelt daran, dass die Betroffenen den sehr teuer erkauften Jubelmeldungen in den Medien wirklich auf lange Zeit mehr Aufmerksamkeit und Glauben schenken werden, als ihren eigenen Wahrnehmungen und ihrem eigenen Menschenverstand.

Sie glaubt auch nicht daran, dass die Wiener Mieterbeiräte auf Dauer zu allem Ja und Amen sagen werden, bloß weil sie ihren Mund ab und zu in einem Festsaal mit Schnitzel oder Schweinsbraten gestopft bekommen. Verglichen mit einer richtigen Abrechnung von noch dazu günstigen Wohnkosten verlieren lokale Weltstars schnell ihren Reiz, wenn es knapp in der Haushaltskasse wird.

Daher wird sich die Frau Sopherl, die Bemühungen der Volkshochschulen in Ehren, beim heurigen Urlaub in ihrem Gemeindebau nur zur Zirkuswerkstatt anmelden. Weil sie ein Zaubertrick interessiert: Wie man nämlich einen verantwortlichen Politiker in der Versenkung verschwinden lassen kann, der jedes Gefühl für das Wichtige und Dringende in seinem Zuständigkeitsbereich vermissen lässt.

 

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