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Bitte um Nachsicht: Hier kann aus dem Mix meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Mietervertreter und gleichzeitig sonstigen Interessen, Reisen etc. eine oft ziemlich wilde Mischung entstehen.

Im weiteren Verlauf sind aber alle Beiträge, Fotos und Clips nach Themengebieten sortiert. 

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Gerhard Kuchta hat ein Foto gepostet:

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Beitrag vom 23.3.2010

Die Frau Sopherl und Sachen, die sie nix angehen

... oder: Über die großzügigen Spendierhosen eines Hausherrn

 

Es gibt Sachen, sagen manche, die Leut wie die Frau Sopherl nix angehen.

Sagen manche. Ihr wisst eh schon, wer!

Was denn für Sachen?

Na ja, zum dieses komische Dings namens „Hauptmietzins“. Das geht die Mieter nix an. Die zahlen das. Und dann gehört’s dem Hausherrn. Und der kann damit machen, was er will. Und Aus die Maus!

Aber bekanntlich sind Sachen, die sie nix angehen, genau die Sachen, die das Neugierdsnaserl von der Frau Sopherl besonders reizen. Deswegen schaut sie ein wengerl genauer hin, was sich denn da so abspielt, in den Sachen, die sie nix angehen. Und bei diesem Hinschauen fällt ihr auf, dass es da enorm viele Gemeindebauten gibt, die in Nullkommanix ein enormes Hauptmietzinsdefizit aufreißen.

Was das heißt? Dass der Hauseigentümer oder Verwalter – oder beides gleichzeitig, wie bei Wiener Wohnen – weit mehr Geld für die Erhaltung oder Verbesserung seines Hauses ausgibt, als er von den Mietern dafür einnimmt.

„Das ist aber lieb von ihm!“, mögen die einen sagen.

„Selber schuld, der Trottel!“, die anderen.

Eigenbrötlerin, wie die Frau Sopherl nun einmal ist, gehört sie weder zu den einen noch zu den anderen.

Weil sie sich überlegt, die Frau Sopherl, wem Wiener Wohnen gehört, nämlich der Stadt Wien, also im Grund genommen uns allen. Sogar der Frau Sopherl. Wow!

„Na ja, wenn dafür genug Geld da ist!“, mögen da die einen sagen, die anderen vielleicht auch.

Na ja! Die Frau Sopherl räuspert sich und scheangelt rüber zu den Sachen, von denen sie nix versteht“. Eigentlich, überlegt sie, ist das Geld dafür nicht da. Nein, gar nicht. Und ihr wird ein bisserl bang, der Frau Sopherl, weil doch Wiener Wohnen auch ihr ... uiiiii ...!! Die Trottel, die so lieb sind, überlegt sie weiter, sind also nicht die von Wiener Wohnen, sondern wir Steuerzahler. Die Frau Sopherl mag kein Trottel sein, auch kein lieber!

Na gut, dann muss man halt sparen. Tät zumindest die Frau Sopherl, um, wie gesagt, eben nicht ...!

Aber danach, findet die Frau Sopherl, schaut’s leider nicht aus. Die Zahlen im Wiener Wohnen-Geschäftsbericht 2008 sprechen eine recht deutliche Sprache:

Im Berichtszeitraum wurde nach Beendigung des Mietverhältnisses bei 8.766 Wohnungen mit der Aufkategorisierung bzw. Instandsetzung begonnen (der Vergleichswert 2007 betrug 8.995 Wohnungen). Insgesamt wurden im Jahr 2008 in diesem Zusammenhang rund 129.000 Aufträge (Vergleich 2007: 109.000 Aufträge) über ein Volumen von netto EUR 237 Mio. (Vergleich 2007: EUR 211 Mio.) an Kontrahenten vergeben.

Was heißt denn dieses Geschreibsel im Klartext?

Bei insgesamt 229 Wohnungen WENIGER, die instandgesetzt oder aufkategorisiert wurden, sind die Ausgaben um 26 Millionen Euro GESTIEGEN.

Wenn die Frau Sopherl noch rechnen kann, wurden 2007 im Schnitt 23.457,- Euro pro Wohnung für die Aufkategorisierung oder Instandsetzung ausgegeben, 2008 waren es im Schnitt 27.036,- Euro pro Wohnung. Das sind um 15 % mehr! Um FÜNFZEHN!! Die Frau Sopherl rechnet noch einmal nach. Tatsächlich, es stimmt!

Und die Frau Sopherl überlegt, was sie mit 27.000 Euro in einer Wohnung alles machen könnte. Das wären im guten, alten Schilling fast 372.000 Alpenpiaster gewesen. Eine schöne Stange Geld, im Schnitt, für eine durchschnittlich etwa 60 m2-Wohnung, wenn sie richtig dividiert hat! Wenn man sparen sollte, dürfte also auch bei Wiener Wohnen „man“das Mittelstück von nie-man-d sein! Und natürlich denkt die Frau Sopherl jetzt nicht an die Kartellitis. Aber bloß, weil sie an die schon früher gedacht hat.

Aber halt!

Da gibt es doch einen Bereich, in dem gespart wird. Zumindest scheint es so:

Für laufende Erhaltung wurden im Jahr 2008 rund 7.000 (Vergleich 2007: 9.000) Aufträge über ein Volumen von netto EUR 31 Mio. (Vergleich 2007: EUR 35 Mio.) an Kontrahenten vergeben.

Also wurden dort 2000 Erhaltungs-Aufträge weniger vergeben und 4 Millionen Euro gespart. Toll!

Wirklich?

Anlassbezogen mussten im Jahr 2008 rund 190.000 (Vergleich 2007: 180.000) Aufträge zur Gebrechensbehebung über ein Volumen von netto EURO 115 Mio. (Vergleich 2007: EURO 112 Mio.) an Kontrahenten vergeben werden.

Na eigenartig!

10.000 mehr Aufträge für die Gebrechensbehebung würden doch bedeuten, dass die Anlagen in keinem wirklich guten Zustand sind, oder? Und trotzdem rennt das Geld mit einer 15%-Steigerung in die Wohnungen, während die sonstigen Erhaltungsausgaben um 11% gekürzt worden sind?

Da gibt es so einen Paragraphen, dieses verschnörkselte Dings, im Mietrechtsgesetz, da steht: „... hiebei ist nützlichen Verbesserungen des Hauses gegenüber nützlichen Verbesserungen einzelner Mietgegenstände der Vorrang einzuräumen.“

Also komisch!

Irgendwie hat die Frau Sopherl den Eindruck, das würde bei Wiener Wohnen ein bisserl anders laufen. Und weil wir grad von Paragraphen reden! Da gibt es diesen ominösen § 18, der immer wieder auftaucht, wenn es um Sanierungen geht.

Was ist mit dem?

Na ja, vereinfacht: Wenn in den letzten 10 Jahren zuwenig Hauptmietzins übrig geblieben ist und es auch in den nächsten 10 Jahren zuwenig Kohle von den Mietern gibt, dann zahlt die teure Sanierung nicht der Hausherr, sondern blechen die lieben Mieter!

Na, dämmert’s?

Der Hausherr wär' doch dann blöd, kleine oder mittlere Erhaltungsarbeiten selber zu löhnen. Der steckt sein Geld lieber in Aufkategorisierungen und kassiert eine höhere Miete pro Wohnung, lässt die übrige Misere so richtig aufkochen, bis echt was zusammen kommt, und schupft es dann seinen Mietern auf die Schulter.

Gut, die Rechnungen der letzten 10 Jahre für Verbesserungen müssten dabei aus den Mietzinsausgaben herausgerechnet werden.

Aber mach das einmal! Da brauchst, wennst dem Hausherrn Kontra geben willst, ein Gedächtnis wie der Urgroßonkel vom Dumbo. Und bei Zwutschgerl-Gemeindebauten, wie sie so herumstehen in Wien, kommt da was zusammen an Rechnungen!

Besonders klass ist, dass du vorher gar nichts machen kannst, wenn dir was spanisch vorkommt, in Rechnungen, die dich eigentlich nix angehen. Oder besser gesagt: NOCH NIX angehen! Das wird erst dann bei diesem § 18 ein Thema. Weil sie dich vorher gar nix angehen. Aber dann schon. Und das heftig. Vom Einnahmen-Durcheinander, den man so findet – wenn man einmal nachschaut – ganz zu schweigen!

Daher lauschet den Worten der Frau Sopherl:

Lasst's Euch nicht einreden, dass der Hauptmietzins für Euch blunznwurscht ist! Der erwischt Euch entweder als dann Wie-ein-Luster-brennender-§18-Betropetzter oder wie ein Steuer-Ausgesackelter.

Und lauschet auch den Worten des lieben Hausherrn!

Was er euch nämlich so aufs Aug drückt, an unbedingt und ohne Wenn und Aber gestern schon durchzuführenden, lebensnotwendigen Sanierungsmaßnahmen, nur damit es sich ja nicht ohne den 18er-Dingsbums ausgeht.

Von 219 Sanierungen in Umsetzung wurden bei Wiener Wohnen im Jahr 2008 bloß 41 aus der Mietzinsreserve finanziert. Das sind knappe 19 Prozent.

Alles klar, Leute?

 

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